• Wie wirkt sich das Leben als digitaler Nomade und die damit verbundene Arbeitsweise auf die Steuerabrechnung aus?
  • Wann ist ein Mitarbeiter unbeschränkt steuerpflichtig in Polen?

Davon lesen Sie in diesem Beitrag.

Was ist ein digitaler Nomade? Als „digitaler Nomade” wird eine Person bezeichnet, die Fernarbeit mit Reisen verbindet. Der Lebensstil eines „reisenden Spezialisten” hat nach der Pandemie besonders an Popularität gewonnen – viele sog. digitale Nomaden reisen mit einem Laptop und verrichten ihre Arbeit von überall auf der Welt.

Woher kommt die Bezeichnung „Nomaden”? Daher, dass man sagen kann, dass diese Mitarbeiter einen nomadischen Lebensstil führen und anstatt jeden Tag ins gleiche Büro zu kommen, nutzen sie die Möglichkeiten, die eine Fernarbeit bietet. Oft wechseln sie ihren Wohnort, aber nicht ihre Position. Obwohl das Leben eines digitalen Nomaden ein nie endendes Abenteuer zu sein scheint, lohnt es sich auch, auf praktische Aspekte eines solchen Lebensstils zu achten, darunter insbesondere auf Steuerfragen sowie Fragen der Sozial- und Krankenversicherung.

Leider halten die Rechtsvorschriften oft nicht mit der Realität Schritt, und das bedeutet, dass digitale Nomaden auf zahlreiche Herausforderungen vorbereitet sein sollten.

 

Nomadischer Lebensstil und Steuerfragen. Was sollte jeder reisende Spezialist beachten?

Bei der Analysen des Besteuerungsortes der Arbeit eines digitalen Nomaden sollten insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Ort der Arbeitsleistung,
  • Form der Zusammenarbeit,
  • steuerliche Ansässigkeit des Arbeitnehmers,
  • Ansässigkeitsstaat des Arbeitgebers.

Digitaler Nomade und Ort der Arbeitsleistung

Es ist nicht möglich, eine universelle Lösung in Bezug auf den Besteuerungsort von Einkünften der digitalen Nomaden aus dem Arbeitsverhältnis bereitzustellen, weil in ihrem Fall viel von den gesetzlichen Bestimmungen der Staaten abhängt, mit denen digitale Nomaden verbunden sind. Meistens muss dabei die Gesetzgebung von drei Staaten berücksichtigt werden:

  • dem Staat der steuerlichen Ansässigkeit des Arbeitnehmers,
  • dem Staat, von dem aus der Arbeitnehmer den Auftrag im Rahmen der Fernarbeit tatsächlich ausführen wird,
  • dem Ansässigkeitsstaat des Arbeitgebers.

Aufgrund einer Vielzahl von Variablen sollte jeder Fall individuell betrachtet werden und Grundlage dafür sind hier insbesondere die Bestimmungen internationaler Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung, die zwischen den einzelnen Staaten geschlossen wurden.

 

Arbeitsvertrag oder B2B-Vertrag?

Auch die Form der Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist dabei von Bedeutung. Hierbei ist zu betonen, dass die Verwendung der Bezeichnungen „Arbeitnehmer” und „Arbeitgeber” eine gewisse Vereinfachung ist, weil die Parteien in der Praxis selten tatsächlich durch einen Arbeitsvertrag gebunden sind. Häufiger handelt es sich um einen Dienstleistungsvertrag oder eine Zusammenarbeit im Rahmen eines B2B-Vertrags. Je nach der Form der Zusammenarbeit variiert die Verantwortung für Steuerabrechnungen.

Im Rahmen von B2B (eine bei digitalen Nomaden sehr beliebte Form der Zusammenarbeit) werden Kooperationspartner als gleichgestellte Geschäftspartner behandelt und jeder von ihnen ist für seine eigenen Steuerabrechnungen verantwortlich. Bei einem Arbeitsvertrag (eine viel seltener verwendete Beschäftigungsform in solchen Fällen), liegt die Verantwortung für die Steuerabrechnung hauptsächlich beim Arbeitgeber – wenn auch nicht ausschließlich.

 

Fernarbeit im Ausland: Wie sollte man Steuern abrechnen, wenn ein digitaler Nomade in Polen steuerlich ansässig ist?

Eine in Polen steuerlich ansässige Person ist eine natürliche Person, die:

  • den Mittelpunkt ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Interessen (Mittelpunkt der Lebensinteressen) im Hoheitsgebiet der Republik Polen hat, oder
  • sich im Hoheitsgebiet der Republik Polen länger als 183 Tage im jeweiligen Steuerjahr aufhält.

Wenn mindestens eine dieser Voraussetzungen erfüllt ist, ist der Steuerpflichtige unbeschränkt steuerpflichtig in Polen. Dies bedeutet, dass die gesamten Einkünfte solch einer Person in Polen besteuert werden –  unabhängig davon, wo sich die Quelle von diesen Einkünften (z.B. der Sitz des Arbeitgebers) befindet.

Erwähnenswert ist hier auch, dass ein Nomade, der Polen als vorübergehenden Aufenthaltsort wählt und sich hier länger als 183 Tage aufhält, auch in Polen unbeschränkt steuerpflichtig sein kann.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass Polen für diese Personen der einzige Staat ist, in dem sie Steuern zahlen müssen. Von entscheidender Bedeutung sind dabei die Bestimmungen bilateraler internationaler Doppelbesteuerungsabkommen. Um ihre Steuerlast zu senken, müssen solche digitale Nomaden jedes Mal prüfen, ob sie in einem bestimmten Fall eine der Methoden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung anwenden können, die sich aus dem bestimmten internationalen Abkommen ergeben.

 

Leben als digitaler Nomade – eine kurze Zusammenfassung der steuerlichen Auswirkungen von Fernarbeit im Ausland

Wie Sie an den oben aufgeführten Beispielen sehen können, halten die Rechtsvorschriften sowohl in Polen als auch in anderen Ländern nicht Schritt mit der Realität. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht möglich ist, Steuern auf die Einkünfte von Personen, die sich für das digitale Nomadentum als Lebensstil entschieden haben, korrekt abzurechnen. Dies erfordert jedoch eine Analyse aller Umstände des jeweiligen Sachverhalts sowie der nationalen und internationalen Rechtsvorschriften Deswegen lohnt es sich, diese Angelegenheit den erfahrenen Experten anzuvertrauen.