Sebastian GOSCHORSKI
Business Development Partner bei RSM Poland

Lieferketten noch empfindlicher gegenueber Turbulenzen

Die sich in Zusammenhang mit Coronavirus aendernde Lage sowie Entwicklung der geopolitischen Situation bieten eine gute Gelegenheit, die Frage der Lieferketten im Unternehmen sowie des entsprechenden Produktionsstandorts zu ueberlegen. Laut Bericht der Bank of America hat die Pandemie die Störungen in den Lieferketten bei 80% Branchen verursacht, wodurch sie 75% Unternehmen zur Vornahmen der auf aenderungen abgezielten Maßnahmen und insbesondere zur ueberlegung der neuen Standorte gezwungen hat.

Bis vor kurzem galt die Produktionsstrategie, die ihre Platzierung grundsaetzlich in Asien voraussetzte, aufgrund der Kosten als sehr gut. Sie ließ nicht nur an der Produktion deutlich sparen, was meistens ihre Aufrechterhaltung außerhalb des Heimatmarktes zur Folge hatte, sondern auch zusaetzlich – trotz einer langen Strecke – „just in time” zu handeln. Leider zeigten die Unterbrechungen in den Lieferketten in der neuen Realitaet, dass es nicht so schön ist und es sich lohnt, sogar nur teilweise die Produktionsmöglichkeiten naeher den Kunden, vor allem diesen in Europa zu haben. Insbesondere, dass es nicht das erste Mal ist, wenn die Störungen in einer kurzen Zeit vorkommen und somit den Unternehmen keine Chance geben, sich darauf vorzubereiten.

Leider zeigten die Unterbrechungen in den Lieferketten in der neuen Realitaet, dass es nicht so schön ist und es sich lohnt, sogar nur teilweise die Produktionsmöglichkeiten naeher den Kunden, vor allem diesen in Europa zu haben.

Eine aehnliche Situation gab es 2011 nach dem Tsunami in Japan und ueberschwemmungen in Thailand. Zurzeit ist neben der fehlenden Kenntnis davon, ob uns die zweite Coronavirus-Welle bevorsteht, auch der Handelskrieg zwischen den USA und China eine große Unbekannte. In Zusammenhang damit sind die Lieferketten der Unterbrechung wie nie zuvor ausgesetzt und die fehlende entsprechende Vorbereitung kann die Anlieferung der Produkte unmöglich machen sowie die Unternehmensbewertung und ihre Geschaeftsfuehrung ins Wanken bringen. 

Die letzten mit Coronavirus zusammenhaengenden Turbulenzen waren besonders sichtbar und spuerbar in der Automobilindustrie, wo z.B. aufgrund des Mangels an den Teilen von chinesischen Zulieferern die Schließung des Automobilwerks Hyundai in Suedkorea erzwungen wurde. Eine aehnliche Situation gab es in der Pharmaindustrie, die sich auf Halbfertigfabrikate API (d.h. aktive pharmazeutische Wirkstoffe) stark stuetzt. API werden praktisch ausschließlich in einem Staat, d.h. in China hergestellt. Nicht ohne Bedeutung war in diesem Fall auch der Preis – genug niedrig in China, dass z.B. der letzte Penicillin-Hersteller in den USA 2004 sein Werk in dem Heimatland geschlossen hat.

Diversifikation der Produktion und Nearshoring

Eine der Möglichkeiten, um Probleme mit den Lieferungen zu vermeiden, ist die Aufrechterhaltung einer diversifizierten Lieferantendatenbank und Produktion. Solch ein Ansatz laesst nicht nur die Lieferungen an die Kunden waehrend der Turbulenzen aufrechterhalten, sondern auch auf sich schnell aendernde Erwartungen der Kunden viel schneller reagieren. Ein Produktionsstandort in Polen ermöglicht die Anwendung von QRM (eng. Quick Response Manufacturing), d.h. eine rasche Reaktion auf Marktaenderungen durch die Reduzierung der fuer die Produktion und Lieferung erforderlichen Zeit. Heutzutage hat ein Standort eine enorme Bedeutung, wenn wir auf die Marktaenderungen gewandt reagieren und auf die sich aendernden Trends schnell antworten möchten. Es ist besonders sichtbar bei innovativen Produkten, die auf Einzelauftrag hergestellt werden und an den Auftraggeber sehr schnell geliefert werden muessen.

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Sehr wichtig ist auch dabei die Tatsache, dass die Produktion in Europa die höchsten Standards und die entsprechende Zertifizierung der Produkte erhalten laesst. Ein anderes Beispiel ist die Bekleidungsindustrie, die sich aufgrund der Notwendigkeit einer raschen Reaktion auf Trendsaenderungen ein zu langes Warten auf Lieferungen nicht erlauben kann.

Vorteile eines Produktionsstandortes in Polen

Polen ist ein sehr attraktiver Standort fuer die neue Produktion bzw. Verlegung der bereits vorhandenen Produktionskapazitaeten. Es eröffnet die Vertriebsmöglichkeiten nicht nur auf dem lokalen Markt, sondern auch auf anderen Maerkten der EU und Europas. Die Investoren können auf viele Vorteile einer Investition in Polen rechnen, wie:

  • einen großen internen Markt, wodurch sich das Produkt in Polen durchsetzen kann;
  • einen Standort, der eine schnelle Lieferung an Kunden und erhebliche Logistikersparnisse ermöglicht;
  • relativ niedrigere Lohn- und Gehaltskosten der Mitarbeiter und ihr hohes Ausbildungsniveau;
  • die in der hochspezialisierten Produktion gesammelte Erfahrung der Mitarbeiter;
  • hohe ethische Standards;
  • eine sehr umfassende Datenbank der Unterlieferanten;
  • spezialisierte Unternehmen, die den gesamten Investitions- und Bauprozess durchfuehren können;
  • leicht erreichbare Investitionsgrundstuecke mit guter Infrastruktur, d.h. gut gelegen und auf die Investition aus rechtlicher und technischer Sicht gut vorbereitet;
  • einen relativ einfachen Zugang zu den fuer Investition unabdingbaren Rohstoffen und Materialien;
  • Zugang zum Kapitalmarkt und Möglichkeit der Beschaffung von Finanzierung.

Es gibt viele Beispiele von Unternehmen, die sich fuer einen Produktionsstandort in Polen entschieden haben, u.a. globale Automobilunternehmen oder Haushaltshersteller.

Wann, wenn nicht jetzt?

Wenn wir eine relativ billige und gut ausgebildete Arbeitskraft mit einem Standort beinahe im Zentrum der EU miteinander verknuepfen, dann scheint Polen ein idealer Zielort fuer Investitionen zu sein. Darueber hinaus wird hier die Straßeninfrastruktur im Rahmen der EU-Förderung kontinuierlich verbessert, wodurch die Möglichkeit einer schnellen Beförderung sichergestellt wird. Wichtig ist, dass die Entscheidung ueber die Produktionsverlegung so schnell wie möglich getroffen werden soll, denn laut der neuesten Studie des CFO UBS Evidence Lab haben fast 76% der in China herstellenden Unternehmen vor, ihre gesamte Produktion oder einen Teil davon zu verlegen.

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