In diesem Beitrag beantworten wir folgende Fragen:
- Worauf beruht eine Due Diligence?
- Was wird im Rahmen einer Due Diligence geprüft?
- Wie unterscheidet sich die Financial Due Diligence von der Tax, Legal oder Commercial Due Diligence?
- Wie verläuft eine Due Diligence?
Due Diligence ist – neben der Investitionsvereinbarung – eines der wichtigsten Elemente von Investitionsprozessen, die auf den Erwerb eines anderen Unternehmens abzielen. Eine gründliche und sorgfältige Analyse des Unternehmens ermöglicht es den potenziellen Käufern, die Erklärungen des Verkäufers zu überprüfen, potenzielle Risiken der geplanten Transaktion richtig zu identifizieren und – wenn Faktoren festgestellt werden, die den Vertragsabschluss möglicherweise verhindern (Deal Breaker) – gegebenfalls von der Transaktion zurückzutreten.
Definition einer Due Diligence
Der Ausdruck „Due Diligence” bedeutet erforderliche Sorgfalt. Diese Sorgfalt ist vor allem bei der Erhebung und Analyse von Daten oder Unterlagen erforderlich, die zur Feststellung der tatsächlichen Lage des zu übernehmenden Unternehmens (eng. „target”) unentbehrlich sind.
Das Sorgfaltspflicht-Konzept wurde ursprünglich im US-Wertpapiergesetz von 1933 (Securities Act of 1933) entwickelt. Nach diesem Gesetz sind Unternehmen, die Wertpapiere vermarkten, verpflichtet, den Interessenvertretern ehrliche und zuverlässige Informationen zur Verfügung zu stellen.
Derzeit bezieht sich der Begriff von Due Diligence grundsätzlich auf eine möglichst genaue Analyse des Zielunternehmens, um dem Verkäufer und dem Käufer den Zugang zu Informationen gleich zu machen. Die Grundlage der Due Diligence sind die Unabhängigkeit, die Unparteilichkeit und das Fachwissen der Personen, die an einem solchen Projekt arbeiten. Die Einhaltung dieser Anforderungen verringert das Risiko, dass die Ergebnisse der Due Diligence von einem der Transaktionspartner in Frage gestellt werden.
Es ist zu beachten, dass Due Diligence nur ein Teil des gesamten Investitionsprozesses ist. Je nachdem, wie dieser Prozess durchgeführt wird, können sich seine Phasen (und die damit zusammenhängenden Dokumente) ändern, aber in der Regel wird eine Absichtserklärung (eng. „Letter of Interest”, „LOI”) unterzeichnet, bevor die Due Diligence beginnt.
Die Due Diligence ist in der Regel die letzte Phase der Tätigkeiten, die vor der Transaktion durchgeführt werden, und nach ihrem Abschluss werden die endgültigen Bedingungen ausgehandelt und die Investitionsvereinbarung unterzeichnet.
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Due Diligence-Grundsätze
Angesichts des Stellenwerts der Due Diligence im Transaktionsprozess und der Asymmetrie beim Zugang zu Informationen ist es wichtig, die folgenden Grundsätze anzuwenden:
- Die am Prozess beteiligten Personen sollten unabhängig und unparteiisch sein. Die Einbeziehung in die Due Diligence der Experten, die mit keinem der an der Transaktion beteiligten Unternehmen in Verbindung stehen, ermöglicht ein objektives Bild des Zielunternehmens, wodurch die Möglichkeit, dass einer der Transaktionspartner die Prüfungsergebnisse in Frage stellt, viel geringer ist.
- Die Analysen im Rahmen der Due Diligence sollten möglicherweise einen längeren Zeithorizont umfassen. In der Praxis liegt der zu prüfende Mindestzeitraum in der Regel bei den letzten 3 Jahren. Ein solcher Zeitraum ermöglicht es Ihnen, die Lage des Zielunternehmens zu analysieren, bevor Sie Gespräche über die mögliche Transaktion beginnen.
- Alle Informationen, die während der Due Diligence bereitgestellt werden, sind in der Regel ein Geheimnis des Zielunternehmens und sollten geschützt werden. Die Unterzeichnung einer NDA und die Wahrung der Vertraulichkeit der Daten ist von besonderer Bedeutung für Zielunternehmen, die in den Sektoren tätig sind, die als sensibel für Informationslecks gelten, oder wenn der potenzielle Investor und das Zielunternehmen in derselben Branche tätig sind.
Arten von Due Diligence
Die hohe Komplexität vieler Aspekte der wirtschaftlichen Tätigkeit des Zielunternehmens kann dazu führen, dass eine Due Diligence-Prüfung in vielen Bereichen erforderlich ist. Es gibt verschiedene Arten von Due Diligence je nach Gegenstand der Analyse.
Die häufigste Art der Due Diligence. Die Aufgabe der Financial Due Diligence besteht in der Analyse von Finanzdaten, Key Performance Indicators (KPIs) und Veränderungen der analysierten Posten im Prüfungszeitraum. Die Ergebnisse dieser Prüfung dienen als Grundlage für die Bewertung des Zielunternehmens für Transaktionszwecke.
Die Aufgabe der Tax Due Diligence besteht darin, alle steuerlichen Risiken zu identifizieren und deren Höhe sowie die Wahrscheinlichkeit ihrer Verwirklichung zu bewerten.
Unter vielen Experten gilt sie als die wichtigste aller Due Diligence-Arten. Im Rahmen der Legal Due Diligence werden die Tätigkeiten des Zielunternehmens in rechtlicher Hinsicht, die Gültigkeit der vom Unternehmen unterzeichneten Verträge und seiner Beschlüsse, die Richtigkeit der Eintragung in bestimmte Register und alle anderen rechtlichen Aspekte bewertet. Häufig werden im Rahmen der Legal Due Diligence die Transaktionsdokumente wie z.B. ein Anteilskaufvertrag (eng. „Share Purchase Agreement”, „SPA”) oder ein vorläufiger Kaufvertrag (eng. „Preliminary Share Purchase Agreement”, „Pre SPA”) erstellt.
Sie besteht darin, die Position des Zielunternehmens auf dem Markt, auf dem es tätig ist, zu analysieren. Im Rahmen der Commercial Due Diligence wird auch eine Beschreibung dieses Marktes und anderer darauf tätiger Unternehmen erstellt. Je nach Art des potenziellen Käufers kann der Schwerpunkt auf dieser Art der Due Diligence mehr oder weniger groß sein (ein Brancheninvestor ist im Gegensatz zu einem Finanzinvestor in der Regel in derselben Branche tätig – er kennt also den Markt und die Position des Zielunternehmens darauf und benötigt keine zusätzliche Analyse).
Im Rahmen der Environmental Due Diligence beurteilen die Experten, ob das Zielunternehmen im Einklang mit den Umweltvorschriften gehandelt hat, und prüfen, ob seine Tätigkeiten keine Gefahr für die natürliche Umwelt darstellen.
Die Operational Due Diligence konzentriert sich auf die Prüfung der Art und Weise, wie die Abläufe des Zielunternehmens organisiert sind und verwaltet werden sowie wie diese Abläufe und Notfallverfahren kontrolliert werden.
Die Aufgabe der Technical Due Diligence besteht darin, Systeme, Technologien, Software und andere technologische Aspekte der Tätigkeit des Zielunternehmens zu beschreiben und zu bewerten.
Wer führt die Due Diligence-Prüfung durch?
Die Due Diligence, unabhängig von ihrer Art, setzt voraus, dass das Team, das die Analyse durchführt, über Fachwissen in einem bestimmten Bereich verfügt. Damit die Ergebnisse der Due Diligence von den beiden Transaktionspartnern als zuverlässig angesehen werden können, sollten die Spezialisten, die die Due Diligence durchführen, von den anderen Prozessbeteiligten unabhängig sein.
Da die Fristen für die Durchführung der Due Diligence in der Regel sehr eng sind, muss das Unternehmen, das diese Leistung erbringt, ein ausreichend großes Team haben, das mit der Durchführung eines bestimmten Projekts beauftragt werden kann.
Es empfiehlt sich, ein Beratungsunternehmen oder einer Anwaltskanzlei mit der Durchführung der Due Diligence zu beauftragen, aber es ist dabei wichtig, dass das ausgewählte Unternehmen den Sektor kennt, in dem das Zielunternehmen tätig ist.
Im Falle einer Operational oder Technical Due Diligence lohnt es sich, sich mit dem Fachwissen von Spezialisten einer bestimmten Branche zu unterstützen. Ein Brancheninvestor sollte sein Wissen über einen bestimmten Markt nutzen und ein internes Due Diligence-Team zusammenstellen, das die Due Diligence in den spezialisiertesten Bereichen koordiniert, kontrolliert oder sogar alleine durchführt.
Bereiche und Umfang der Due Diligence
Es ist zu beachten, dass jede Due Diligence einzigartig ist und ihre Besonderheiten sowohl von dem Zielunternehmen als auch von dem potenziellen Käufer abhängen.
Im Falle eines kleinen Unternehmens und eines Investors, der in derselben Branche tätig ist, kann die Anzahl der zu prüfenden Bereiche erheblich geringer sein als bei einer großen multinationalen Unternehmensgruppe, die von einem Finanzinvestor übernommen wird. Vor Beginn der Arbeit sollte das Due Diligence-Team die zu überprüfenden Bereiche und den Zeitraum festlegen, für den solche Analysen durchgeführt werden.
Bei der Beauftragung von Teams, an denen Fachkräfte aus verschiedenen Beratungsunternehmen und Anwaltskanzleien oder verschiedene externe Experten auf diesem Gebiet beteiligt sind, ist es wichtig, dass der Investor ein Team ernennt, das für die Abdeckung aller Bereiche der Prüfung und die Koordination der Arbeit verantwortlich ist.
Due Diligence-Phasen
Die Unterzeichnung einer Absichtserklärung (oder ein anderer Nachweis der Absicht) ermöglicht es den Investoren, die sich auf die Durchführung der Transaktion vorbereiten, mit der Due Diligence-Phase zu beginnen. Ein wichtiges Element ist dabei die angemessene Planung der zu prüfenden Bereiche und des Prüfungsumfangs. Dann sind die Listen mit Dokumentenbedarf zu erstellen und diese an entsprechende Transaktionsteams beim Zielunternehmen weiterzuleiten.
Die durch das Zielunternehmen bereitgestellten Dokumente sollten mit professioneller Skepsis analysiert und dann mit anderen Quellen bestätigt werden. Eine wichtige Phase der Due Diligence ist eine Managementrunde (eng. „Management session”) und Expertenrunde (eng. „Expert session”) im Zielunternehmen. Aufgrund der Notwendigkeit, Datenanalysen durchzuführen (und Diskussionsbereiche zu finden), finden diese Runden in der Regel in der zweiten Hälfte des Due-Diligence-Prozesses statt; Es ist jedoch zu beachten, dass es keine Regel für das Datum der Rundenplanung gibt und dass es mehr als eine Runde in einem bestimmten Bereich geben kann – alles hängt von den Besonderheiten des Prozesses ab.
Die letzte Phase der Due Diligence besteht darin, die Ergebnisse der Analyse dem potenziellen Investor zu präsentieren. In dieser Phase werden sowohl die Ergebnisse und Berechnungen des Due Diligence-Berichts als auch die Beobachtungen und „weichen” Informationen, die während der Due Diligence gewonnen wurden, vorgestellt. Wie bereits erwähnt wurde, ist der Abschluss aller Arten von Due Diligence-Prüfungen nur der Anfang der weiteren Arbeit an der Transaktion – wie z. B. der Vereinbarung der Verkaufsbedingungen (einschließlich des Preises) und des Abschlusses der Transaktion (Closing).
Welche Formen kann ein Due Diligence-Bericht haben?
Erkenntnisse und Ergebnisse von Tätigkeiten, die im Rahmen von Due Diligence-Projekten durchgeführt wurden, können in die folgenden Arten von Berichten aufgenommen werden:
Der Red-Flag-Bericht ist ein Kurzbericht und beschränkt sich auf die Auflistung der Risiken/wesentlichen Probleme, die beim Zielunternehmen vorliegen, sowie auf die Kategorisierung einzelner Risiken. Das Risiko kann durch einen Betrag (wenn es möglich ist, ein bestimmtes Risiko zu quantifizieren) oder unter Verwendung von Farben (meistens grün, gelb, rot) bestimmt werden. Der Name des Red-Flag-Berichts ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass sein Hauptzweck darin besteht, festzustellen, ob es Kontraindikationen für die geplante Transaktion gibt.
Ein vollständiger Bericht ist ein Bericht, der Elemente eines Red-Flag-Berichts enthält, die zusätzlich um Analysen der einzelnen Aspekte der wirtschaftlichen Tätigkeit des Unternehmens je nach der Art der Due Diligence ergänzt werden. Dies ist die häufigste Art von Bericht und in diesem Fall ist es der Käufer, der das Team auswählt, das die Due Diligence durchführt. Falls mehrere potenzielle Käufer an der Transaktion beteiligt sind, ernennt jeder von ihnen sein eigenes Team, um die bestimmten Arten der Due Diligence durchzuführen.
Vendor Due Diligence (VDD) gilt für Situationen, wenn der Verkäufer eine Due Diligence-Prüfung beauftragt. Statt vieler Teams, die für viele Käufer arbeiten, schaut sich dann nur eine Gruppe von Spezialisten das Zielunternehmen an. Ihr(e) Bericht(e) über verschiedene Arten von durchgeführten Due Diligence-Prüfungen stellen ein Paket von Informationen dar, die potenziellen Käufern zur Verfügung gestellt werden. Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass das Zielunternehmen weniger Personalaufwand benötigt, weil eine Art von Due Diligence nur einmal und nicht mehrmals durchgeführt wird, wie es bei mehreren Teams der Fall sein kann, die an der Durchführung der gleichen Prüfung interessiert sind.
Der Hauptunterschied zwischen VDD-Bericht und einem vollständigen Bericht besteht darin, dass der Vendor Due Diligence-Bericht die Analysen und die Beschreibung aller Themen enthalten muss, die für alle Käufer von Interesse sein könnten – unabhängig davon, ob es sich um Branchen- oder Finanzinvestoren handelt. Daher ist der VDD-Bericht im Vergleich zu einem vollständigen Bericht umfangreicher und er enthält mehr Analysen (z. B. des Marktes oder der wirtschaftlichen Lage des Gebiets, in dem das Zielunternehmen tätig ist). Es ist jedoch erwähnenswert, dass potenzielle Investoren es vorziehen könnten, einen Transaktionsberater selbst auszuwählen, anstatt die Schlussfolgerungen eines vom Zielunternehmen gewählten Beraters zu nutzen.
Abrechnung der Due Diligence-Kosten
Die Beratungskosten hängen von vielen Faktoren ab, meistens werden sie jedoch von der Größe des Zielunternehmens und der Komplexität der Prüfungstätigkeiten beeinflusst werden. Darüber hinaus kann eine überdurchschnittliche Verlängerung des Zeitraums, für den die Analyse durchgeführt werden soll, den Preis zusätzlich erhöhen.
In der Regel wird die Due Diligence von dem potenziellen Käufer bezahlt, wodurch die Berater die Unabhängigkeit von dem analysierten Zielunternehmen wahren können. Es gibt jedoch Situationen, in denen die Kosten der Due Diligence vom Zielunternehmen getragen werden – ein Beispiel dafür ist der Vendor Due Diligence-Bericht.
Zusammenfassung – was sind die Vorteile einer Due Diligence?
Due Diligence ermöglicht eine unabhängige Bewertung einer potenziellen Investition und bestimmt die Risiken, die beim Zielunternehmen vorliegen oder im Zusammenhang mit der Transaktion eintreten können. Die von den Fachleuten durchgeführte Analyse ermöglicht auch die Bestätigung von Erklärungen und Daten, die der Verkäufer zu Beginn der Transaktion bereitgestellt hat. Schließlich gleicht auch Due Diligence das Wissen über die Lage des Zielunternehmens zwischen dem Verkäufer und dem Käufer aus – wobei zu bedenken ist, dass sie nicht die Aufdeckung aller Fehler oder Risiken garantiert.
Natürlich gibt es noch viele weitere Vorteile der Zusammenarbeit mit erfahrenen Beratern, und jede Due Diligence kann zusätzlich auf die individuellen Bedürfnisse eines bestimmten Mandanten zugeschnitten werden. Falls Sie erfahren möchten, wie genau wir unsere Mandanten unterstützen und was wir anbieten, wenden Sie sich an unser Team – wir beantworten gerne alle Ihre Fragen.